Drum-Programming Teil I: Die Drums
Jeder, der sich mir Pop- und Rockmusik auseinandersetzt und nicht gerade einen Instant-Drummer im Kühlschrank hat (vergleiche: “Wasser drüber, und Stimmung!”), wird sich früher oder später mit der Programmierung eines Drumcomputers beschäftigen müssen. Ich weiß, das es mittlerweile genügend Drumcomputer gibt, die ein hübsches Bum-Bum im Hintergrund machen und die einfach nur in die Hostapplikation geladen werden müssen, ein paar Eckdaten bekommen und dann den Punk abgehen lassen; dennoch: So richtig eigenständig klingt eine Komposition erst dann, wenn man auch eine eigenständige Schlagzeug-Komposition entworfen hat.
Ich weiß nicht genau, wie viele Teile diese Serie umfassen wird. Aber eines steht fest, bevor wir uns um die Programmierung bemühen, werden wir uns zunächst einmal anschauen, was so ein Schlagzeug überhaupt ist und aus welchen Teilen es besteht. Danach werde ich mal ein paar Worte über den Schlagzeuger verlieren (und zwar weniger über seine Persönlichkeit, sondern mehr über seine physische Gestalt, denn auch der Drummer ist nur mit zwei Armen und zwei Beinen gesegnet..), um dann erst mit dem eigentlichen Schlagzeug programmieren zu beginnen. Mein Augenmerk liegt auf der Realisierung möglichst authentischer Drumkompositionen, deshalb diese Basics. Betrachten wir also die ersten beiden Teile einfach als Exposition (wer ohnehin aus der Live-Musik Ecke kommt wird diesen Teil allerdings als überflüssig betrachten….)
Kurze Instrumentenkunde
Das Schlagzeug ist an sich ist eigentlich kein einzelnes Instrument, sondern setzt sich aus mehreren Instrumentengruppen zusammen, die verschiedene Sounds erzeugen und dadurch dem Drummer die Möglichkeit geben einen abwechslungsreichen Groove zu spielen (ob dieser die Möglichkeit wahrnimmt, abwechslungsreich zu spielen obliegt der künstlerischen Freiheit…). Geschichtlich gesehen gibt es sicher viel über das Schlagzeug zu berichten, ich will allerdings keine wissenschaftliche Abhandlung über dieses Instrument verfassen, sondern nur einen kurzen Einblick geben und die gängigste Ausprägung für dieses Instrument (so, wie es in Rock und Pop vorkommt) vorstellen. Es geht mir ja eher darum, dem Leser etwas an die Hand zu geben, damit er in Zukunft in der Lage ist Arrangements am Rechner zu erzeugen. Wer es aber genau wissen will, den verweise ich gern auf die entsprechende Seite bei Wikipedia.
Grob gesehen haben wir es mit zwei Arten von Perkussionsinstrumenten zu tun, wenn wir von einem Schlagzeug reden (der Begriff “Schlagzeug” ist nur umgangssprachlich richtig, im klassischen Sinne ist damit das Schlagwerk gemeint, also alles, was Perkussiv klingt. Drums Set ist wohl die beste Bezeichnung, da es sich um eine Ansammlung von Instrumenten handelt.). Einmal die Drums, einmal die Becken. Der Schlagzeuger wird hier hörbar die Hände über dem Kopf zusammen schlagen (was auch perkussiv klingen müsste und bei den meisten…nein, den Gedanken äußere ich besser nicht öffentlich…), das macht nichts. Ich bin ja auch noch nicht fertig (ich sagte grob gesehen).
Die Drums
In der Regel finden wir am Schlagzeug drei Arten von Drums: Bass Drum, Tom-Tom (manchmal auch nur Toms) und Snare Drum (kurz: Snare). Allen ist gemeinsam das sie meistens neben dem Kessel (dieser rundlichen Röhre, diesem Cylinder, meist aus Holz) zwei Felle haben. Namentlich ein Schlagfell und ein Resonanzfell. Das Schlagfell (oh wunder…) wird vom Schlagzeuger mit Sticks bearbeitet. Es wird also durch schlagen zum Schwingen angeregt. Diese Schwingungen werden durch die Luft im Kessel an das Resonanzfell übertragen, welches ebenfalls zum Schwingen kommt. Beim Anschlagen hören wir sowohl das eigentlich Schlaggeräusch, als auch (wenn auch meist sehr kurz) ein Ausklinggeräusch. Auch Drums werden gestimmt, deshalb befinden sich an beiden Fellen Stimmschrauben (die am Kreis am Kessel befestigt sind), an denen die Kraft, mit der die Felle eingespannt werden reguliert werden können. Je höher der Druck (je fester die Schraube) desto höher klingt die Drums. Dabei wird weniger versucht (obwohl es das auch oft gibt) temperierte Stimmungen zu erzeugen. Die Drums sollen möglichst gleichmäßig klingen, egal, wo der Drummer sie anspielt. Es wird also mehr das Fell in sich gestimmt und darauf geachtet, das an jeder Stimmschraube in etwa der gleich Sound erklingt.
Wir sprachen von drei Drumtypen. Bis hierhin sind alle (zumindest vom Aufbau her) gleich. Kommen wir zu den Unterschieden: Die Toms sind die Drums, die von dem oben beschriebenen Aufbau am wenigsten abweichen, nämlich gar nicht. An heutigen Schlagzeugen findet man meist drei Stück, deren Kessel alle verschiedene Größen aufweisen. Zwei hängen an einem Rack, oder einer Halterung der Bass Drum, eines steht auf eigenen Füßen am Boden. Danach werden diese Toms auch eingeteilt in Hänge- und Standtoms. Beim Schlagzeugspiel dienen diese Drums meist dazu, in Breaks und Fills Abwechslung zu erzeugen, dadurch das andere Sounds zur Verfügung stehen. Manchmal findet man zwar auch Toms in Grooves integriert, dies ist aber eher selten (aber nicht unüblich). Was man (gerade im Rock und Hard-Rock Bereich öfter hört) ist das spielen einer durchgehenden Achtelfigur auf dem Standtom (anstatt auf dem Ride Becken oder der HiHat), was sehr viel Energie hat und wuchtig klingt. Aus dem Big Band Bereich sind mir noch die verspielten Tom Grooves bekannt. Das Prinzip ist recht ähnlich wie dem aus dem Rock Bereich (obwohl vermutlich älter…). Auch hier spielt der Drummer (meist) eine Figur auf einem der Toms und umspielt sie mit den übrigen Instrumenten (nur wird das Ganze hier triolisch aufgelöst). Ich sagte vorhin, die Tom Grooves seien recht selten aber nicht unüblich. Das hat einen Grund: Grooves auf den Toms ergeben meist ein ziemliches Geballer. Das Schlagzeug tritt sehr in den Vordergrund eines Arrangements, was in Maßen eingesetzt ein toller Effekt ist, ein Effekt aber, der sich auch schnell abnutzt. Deshalb sollte auch der Komponist solche Effekte eher sparsam einsetzen. Es braucht sich auch im übrigen niemand benachteiligt zu fühlen, wenn er die ein oder andere Erklärung noch nicht versteht. Ich werde wieder darauf zurückkommen im Laufe der nächsten Teile. Also nicht gleich die Rolladen fallen lassen, es taucht alles mal wieder auf und dann seht Ihr klarer.
Die Snare ist neben der Bass Drum sicher eines der Hauptinstrumente für den Schlagzeuger, eines das für die meisten Grooves von großer Bedeutung ist. Im Aufbau unterscheidet es sich hauptsächlich dadurch, das unter dem Resonanzfell ein sogenannter Teppich angebracht ist (mehrere spiralförmige Drähte), der das Fell dämpft und dabei einen schnarrenden Klang verursacht. Die Snare klingt meist hell und druchdringend, was einerseits daran liegt, das die Tiefe des Kessels meist erheblich kleiner ist, als bei den anderen Drums, die Snare hoch gestimmt wird und natürlich aufgrund des Teppiches an der Unterseite der Snare. Im Spiel wird sie meist als Gegenstück zur Bass Drum eingesetzt und teilt sich mir ihr die Betonung einzelnen Akzente im Takt (Wie das genau aussieht lernen wir später.). Ein besondere Spielart der Snare ist der Rim Click (geht im Grunde auch mit anderen Drums, wird aber eigentlich nur auf der Snare angewand), dabei wir der Stick längs auf das Instrument gelegt und nur der Rand mit dem liegenden Stick gespielt. Dabei entsteht ein gut hörbares “plock” was in vielen Grooves die Snare auf den Backbeats ersetzt (auch dazu später mehr).
Die Bass Drum Unterscheidet sich im Grunde auch recht wenig von dem oben beschriebenen Grundaufbau einer Drums. Sie ist meist das Größte Instrument im Kit. Sie klingt tief und satt, eben Bass. Die Besonderheit ist, das sie mit dem Fuß gespielt und über eine Mechanik angeschlagen wird. Die Bass ist neben der Snare meistens ein Träger des Grooves und wird weder aufgehängt noch an Hardware befestigt, sondern auf den Boden gestellt.
Die Becken belegen klanglich das höhere Spektrum und dienen sowohl zum Akzente setzen, als auch für Oszinato-Figuren (quasi als Metrum, als durchlaufendes Motive um das der Groove gelegt wird). Gemein ist ihnen die (meist) runde Form und der Werkstoff Bronze (wobei ich mich hier auf dünnes Eis begebe, es sind viele Materialien im Einsatz), sowohl eine Kuppel in der Mitte (die oft für Glockenklang ähnliche Effekte genutz wird) und die Tatsache, das sie an Stative (sogenannte Hardware) befestigt werden. Es gibt (mal wieder) verschiedene Arten, die wir einer genaueren Betrachtung unterziehen:
HiHat
Die HiHat besteht aus zwei Becken, die aufeinandergelegt an einem Stativ befestigt werden und wobei das obere Becken über eine Fußmaschine angehoben und gesenkt werden kann. Damit lassen sich über die HiHat verschiedene Sound realisieren. Geschlossen (und mit Stick gespielt) klingt sie eher hell und dezent mit wenig Sustain. Offen und halb-offen klingt sie dagegen eher wie ein Crash-Becken, also scheppernd und laut. Es ist allerdings auch nicht unüblich nur das Schließgeräusch im Spiel einzusetzen (entweder um die Hände frei zu haben oder einfach nur weil es halt anders klingt) oder eine Kombination aus beiden zu verwenden. Auf der HiHat werden meist begleitende Oszinato-Figuren gespielt (In Viertel oder Achtel aufgelöst) um die der eigentlich Groove gelegt wird.
Das Ride Becken ist ein einzelnes Becken, das auf einem Stativ montiert wird. Es ist größer als die beiden HiHat Becken und klingt dadurch voller und lauter. Das Ride Becken erfüllt eine ähnliche Funktion. Es wird vielfach anstatt der HiHat (als Impulsegeber) verwenet. In Songteilen, die besonders hervor gehoben werden sollen bzw. die laut gespielt werden kommt das Ride oft zum Einsatz, oft spielen die Schlagzeuger hier die Glocke des Ride Beckens. Dieses hat einen sehr hellen und durchdringenden Klang (bei wenig Sustain).
Die Crash Becken gibt es in verschiedenen größen und Ausführungen. In der Regel liegen sie von der Größe her allerdings zwischen Ride und HiHat. Üblicherweise werden sie genutzt um Akzente zu setzen (insbesondere, um die Taktgrenzen zu makieren, zum Beispiel um einzelne Songteile zu trennen, bzw nach einem Break) und werden selten (zumindest in der Pop-Musik) allein gespielt, sondern mit der Bass Drum zusammen. An den meisten Kits findet man mindestens zwei Crash Becken, die unterschiedlich klingen (also unterschiedlich dick sind bzw unterschiedliche Durchmesser haben). Als Effekt werden sie gern in ruhigeren Songteilen eingesetzt, um eine Geräuschkulisse zu schaffen. Eine gängige Verwendung ist auch das Spielen eines “Wirbels” mit ansteigender Dynamik auf den Crashes, um einen “swell”-Effekt zu erzeugen.
Splash Becken sind sehr kleine und dünne Becken, die einen kurzen, hellen Klang aufweisen. Sie werden meist als Effekt eingesetzt genau wie das
das einen umgebogenen Rand hat und dadurch fast wie ein Gong klingt.
Allen Becken ist gemeinsam, das sie tiefer klingen und ein längeres Sustain haben, je dicker bzw größer sie sind. Neben diesen (gängigen Instrumenten) finden sich oft auch noch Cowbells, Woodblocks und Jam Blocks etc im Kit, die wiederum eine Erweiterung der Klangpalette darstellen. Die drei oben genannten werden wiederum oft als Impulsgeber verwendet (also als Ersatz für HiHat und Ride Becken).
Hier geht es weiter zum zweiten Teil.
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